In der Diskussion um alternative Antriebe dominiert in der Autobranche der Elektromotor. Allerdings hat das mit Batterie betriebene Fahrzeug einen großen Nachteil: die langen Aufladezeiten. Eine Alternative zum alternativen Antrieb kann Wasserstoff bieten. Als Treibstoff ist er deutlich praktikaber, weil der Tank genau wie bei Benzin oder Diesel binnen weniger Minuten aufgefüllt werden kann. Gleichzeitig ist der Antrieb umweltfreundlich, weil als Emission lediglich Wasserdampf entsteht. Wenn der Wasserstoff aus regenerativer Wind- oder Solarenergie erzeugt wird, ist er sogar komplett sauber.

Der größte Autohersteller Toyota setzt nun zumindest als symbolischen Akt auf den Antrieb. Die ersten Mirai von Toyota sind im britischen Bristol und im belgischen Zeebrügge an Land gerollt. Statt Kohlendioxid, Stickoxide oder Rußpartikel kommt aus dem Auspuff der Limousine nur Wasserdampf. Mit dem Brennstoffzellenfahrzeug will der japanische Autobauer den Weg für eine schadstofffreie Mobilität ebnen.

Allerdings werden dieses Jahr lediglich etwa 60 Autos mit Wasserstoffantrieb für den europäischen Markt produziert. Für Toyota, dem nach Stückzahlen gemessen größte Autohersteller der Welt, ein Tropfen auf dem heißen Stein. Karl Schlicht, Executive Vice-President Toyota Motor Europe, zeigt sich dennoch euphorisch: „Dies markiert den Startschuss für ein neues Zeitalter, einen Wendepunkt in der Geschichte des Automobils.“

Erste Enthusiasten zeigen Interesse

Zu kaufen gibt es die familientaugliche Brennstoffzellenlimousine in Europa noch nicht. Sein Debüt feiert der Mirai, der übersetzt „Zukunft“ heißt, im September auf der Automesse IAA. Erst dann können sich die Kunden in Großbritannien, Dänemark, Belgien und Deutschland hinter das Lenkrad setzen.

Die ersten Autos mit umweltfreundlichem Antrieb verkaufte Toyota auf dem Heimatmarkt. 700 wurden seit der Markteinführung Ende 2014 produziert. Nicht auf Vorrat, nur auf Bestellung. Ein Schnäppchen ist das Auto nicht gerade. Der Kaufpreis liegt bei etwa 80.000 Euro. Dies liegt vor allem an der Brennstoffzelle, die teure Edelmetalle wie Platin benötigt.

Die ersten umweltbewussten Enthusiasten zeigen aber Interesse an dem Brennstoffzellenauto. Es seien bereits 1200 Kaufverträge abgeschlossen worden, erklärt Pressesprecher Dirk Breuer. Weltweit. Nächstes Jahr soll die Stückzahl für die Business-Limousine daher auf 2100 und 2017 auf 3000 Stück erhöht werden. Auf diesem Level wird sich das Niveau nach Ansicht von Breuer einpendeln.

Das zeigt: So richtig in Schwung kommt der Antrieb nicht. Das liegt neben dem horrenden Preis – auch bei anderen Autobauern – vor allem an der schlechten Infrastruktur. Gerade einmal 15 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen gibt es in Deutschland. Vier weitere werden gerade gebaut. Bis zum Jahr 2020 sollen es 400 bwerden. Von einer flächendeckenden Infrastruktur ist das immer noch weit entfernt. Zum Vergleich: Mehr als 14.000 Zapfsäulen gibt es für Benzin und Diesel.

Die Tankstellenproblematik beschreibt das klassische Henne-Ei-Problem: Die Autobauer wollen nicht in Serie gehen, bevor es keine flächendeckende Versorgung gibt; das Tankstellennetz wird aber nicht ausgebaut, wenn es kaum Wasserstofffahrzeuge gibt.

Audi, VW und Co. bleiben vorsichtig

Audi und VW winken daher ab. Für sie ist das Brennstoffzellenauto nicht marktfähig. Der Welt zu zeigen, dass sie die Technik beherrschen, ist ihnen aber wichtig. Auf der Autoshow in Los Angeles präsentierten sie ihre Brennstoffzellenautos – nur, um sie anschließend wieder einzumotten.

Daimler prescht als erste deutsche Autoschmiede vor und will ab 2017 ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen. Zurzeit wird noch im Rahmen einer Kooperation mit Nissan und Ford das Antriebssystem entwickelt. BMW arbeitet mit Toyota bis 2020 an serienreifen Komponenten. Wann die Münchner das erste Auto mit H2-Treibstoff auf den Markt bringen, ist folglich noch offen.

Anders als deutsche Autobauer sind die asiatischen Hersteller hier schon einen Schritt weiter. Neben Toyota setzen auch Hyundai und Honda auf Wasserstoff. Der südkoreanische Produzent ist mit dem SUV ix35 sogar bereits 2013 in Kleinserie gegangen. Das elektroangetriebene „Fuel Cell“-Fahrzeug ist allerdings ebenfalls nicht zum Schnäppchen-Preis zu haben und kostet satte 65.000 Euro.

Honda reiht sich in die Liga der Fuell-Cell-Lieferanten ein. 2016 wollen die Japaner nach dem FCX Clarity mit einem neuen Brennstoffzellenauto durchstarten. Zunächst auf dem Heimatmarkt und dann in Nordamerika und Europa. Ob das der Brennstoffzelle zum Durchbruch verhilft, bleibt aber fraglich.

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http://green.wiwo.de/alternativer-antrieb-warum-wasserstoff-nicht-zuendet/

19.08.2015 | 757 Aufrufe

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