Allen Imageverlusten und Umweltaspekten zum Trotz: Das Auto ist das individuelle Fortbewegungsmittel schlechthin – und wird es auch noch eine ganze Weile bleiben. Wenn auch in veränderter Form. Antrieb und Technik werden sich ändern, genauso wie die Besitzverhältnisse. Ein Auto muss sein, so sehen es die meisten Menschen – wenn auch nicht unbedingt das eigene.

 

 

Immer geradeaus im fünften Gang – Autobahn fahren kann monoton sein. Der Fahrer muss kaum noch was tun. Vor allem, wenn das Auto über technischen Hilfsmittel wie Automatikgetriebe, Tempomat oder automatischen Abstandshalter verfügt. Und geht es nach den Autoherstellern, steuert bald nicht mehr der Fahrer das Auto, sondern das Auto sich selbst. Ob in den USA, in Japan, Schweden oder Deutschland – auf der ganzen Welt tüfteln die Ingenieure an selbstfahrenden Autos. Wie weit wir davon entfernt sind, in derartigen Roboterautos zu fahren, ist noch unklar. Die Technik wäre so weit, heißt es.

 

 

Aber die Frage nach der Haftung müsse noch entschieden werden. Haftet der Fahrer oder der Hersteller, wenn etwas passiert? Und wer zahlt, wenn zwei selbstfahrende Autos miteinander kollidieren? Fahrzeuge, die fast vollautomatisch einparken, sind bereits auf dem Markt. Der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein und muss nur noch behutsam Gas geben. Der Einparkassistent wirbelt das Lenkrad herum. Ein Piepston meldet den Abstand zu den Gegenständen vor und hinter dem Auto. Tesla bietet bisher als einziger Hersteller einen vollautomatischen Parkassistenten an.

 

Die Ingenieure tüfteln auch an neuen Antriebstechniken. Sowohl aus wirtschaftlicher Perspektive wie auch aus Umweltschutzgründen haben fossile Brennstoffe keine Zukunft mehr. Deshalb darf das Auto von morgen nicht mehr auf Benzin angewiesen sein. Doch welches System setzt sich durch? Eine Frage, die bisher noch nicht endgültig beantwortet werden kann. Fest steht allerdings: Auch in der Zukunft wird der Individualverkehr eine sehr große Rolle spielen, und zwar nicht nur in Gegenden mit schwach ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Übergang auf dem Weg vom alten zum neuen Auto ist der Hybrid-Antrieb, der einen Verbrennungsmotor mit einem Elektroantrieb kombiniert.

 

 

Hier wird die Energie, die beim Bremsen und im Schubbetrieb entsteht, wenn man etwa bei einer Bergabfahrt nicht die Kupplung drückt und den Motor bremsen lässt, zur Ladung eines Elektroakkus verwendet. Bei Langsamfahrten und bei Stillstand schaltet sich der Benzinmotor ganz ab, beim Beschleunigen arbeiten beide Systeme zusammen und erreichen so, dass die gleiche Leistung mit einem kleineren Verbrennungsmotor erreicht wird. So lässt sich der Kraftstoffverbrauch um bis zu 40 Prozent senken. Allerdings: Um den Akku zu laden, muss man oft bremsen und anfahren. Ein Hybrid ist also eher für den Stadtverkehr als für Langstrecken geeignet. Bei den Autofahrern werden Hybrid-Autos trotz höherer Kosten für Anschaffung und Reparaturen beliebter.

 

Wenn man den Autoherstellern und Verkehrspolitikern glaubt, gehört dem reinen Elektroantrieb die Zukunft. Tatsächlich werden die Elektroautos immer beliebter. Anfang 2012 waren auf Deutschlands Straßen lediglich 4500 Elektroautos unterwegs, Anfang 2017 waren es schon über 34.000. Elektromotoren weisen im Vergleich mit Verbrennungsmotoren einen viel höheren Wirkungsgrad auf. Zirka 90 Prozent der aufgewendeten Energie können genutzt werden. Die Lärmbelastung ist aufgrund der leisen Motoren viel geringer, es werden keine Emissionen wie Feinstaub oder Kohlendioxid ausgeschüttet. Allerdings: Die Klimabilanz eines Elektroautos ist nicht automatisch besser als die eines Benziners. Wenn der Strom, der zum Antrieb genutzt wird, zu einem Großteil in Kohlekraftwerken erzeugt wird, ist die Bilanz etwa gleich. Für einen signifikanten Unterschied müsste ein Elektroauto mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden.

 

 

Die Betriebskosten sind zwar im Vergleich zu Benzin und Diesel niedrig, schwanken jedoch abhängig von Stromanbieter, Ladedauer und Ladeleistung teilweise erheblich: Anfang 2014 kostete die Kilowattstunde in Deutschland zwischen 30 Cent und 1,09 Euro. Für 100 Kilometer Fahrt muss man zwischen fünf und 25 Kilowattstunden Strom "tanken". Ein Pluspunkt für die Elektroautos ist jedoch, dass man auf viele unliebsame Gewohnheiten des heutigen Autoverkehrs verzichten kann. Ölwechsel und Abgassonderuntersuchung gehören der Vergangenheit an, auch auf ein Getriebe und somit das Schalten kann verzichtet werden.

 

Und zum Thema Tanken arbeiten Forscher an einem kontaktlosen Ladesystem, das ähnlich wie die elektrische Zahnbürste funktioniert: Geladen wird durch im Boden installierte Induktionsfelder, etwa an Ampeln. Der Fahrer muss nicht einmal aussteigen. Doch bis es so weit ist, müssen die Ingenieure noch ein großes Problem lösen, mit dem der Erfolg des Elektroautos steht und fällt: die Batterie. Die ist nämlich einem vollen Benzintank noch in vielen Punkten unterlegen. So beträgt die Reichweite – auch bei den meisten neueren Modellen – maximal 200 Kilometer mit einer Ladung. Das neue Modell von Tesla, der 2017 auf den Markt kommen soll, verspricht eine Reichweite von knapp 400 Kilometern mit einer Ladung. Und im Gegensatz zum Benziner dauert das "Tanken" keine Minuten, sondern mehrere Stunden. Lediglich an den wenigen Schnellladestationen dauert das Laden nur rund 15 Minuten.

 

 

Hinzu kommt, dass die Lebensdauer eines Akkus nur bei etwa zehn Jahren liegt. Trotz vieler Weiterentwicklungen sind die Geräte noch immer relativ groß und schwer, außerdem ist die Entsorgung problematisch. Nachdem viele verschiedene Systeme ausprobiert wurden, steckt ein Großteil der Entwickler die Hoffnungen in leichtere und langlebigere Lithium-Ionen-Batterien, wie sie auch in Handys und Laptops benutzt werden. Bis diese jedoch für einen automobilen Massenmarkt produziert werden können, wird es noch einige Jahre dauern. Wenn es nach den Plänen der Bundesregierung geht, sollen bis zum Jahr 2020 eine Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Bis dahin muss sich aber noch einiges tun.

 

Experimente mit Fahrzeugen, die durch eine Brennstoffzelle angetrieben werden, gibt es schon seit Ende der 1980er Jahre. Allerdings dauerte es bis 2008, bis Honda den ersten Wagen in Serienreife baute. Als Energielieferant hat sich Wasserstoff durchgesetzt, der im Fahrzeug in Druckgastanks mitgeführt wird und der zusammen mit dem Sauerstoff der Luft in elektrische Energie umgewandelt wird. Reichweite, Fahrverhalten und Höchstgeschwindigkeit sind vergleichbar mit Benzinern, die Emissionen bestehen lediglich aus unproblematischem Wasserdampf. Allerdings ist die Speicherung des Treibstoffs noch problematisch: Die Tanks sind groß und schränken den Nutzraum des Fahrzeugs deutlich ein. Zudem müsste man für ein halbwegs flächendeckendes Netz in Deutschland 3000 Wasserstofftankstellen bauen. Kosten: zirka drei Milliarden Euro.

 

 

Auch kohlenstoffdioxidneutrales Biogas, das entsteht, wenn Biomasse vergärt, ist als Treibstoff in Brennstoffzellen möglich. Allerdings hinkt die Entwicklung in diesem Bereich dem Wasserstoffbetrieb weit hinterher. Verkehrsexperten sehen in Autos, die mit Erdgas beziehungsweise sogenanntem Autogas betrieben werden, keine große Zukunft. Zwar waren 2014 mehr als 580.000 gasbetriebene Autos in Deutschland zugelassen. Und auch die Schadstoffbilanz sieht besser als bei Benzinern aus – wenn auch nicht so gut wie bei Elektro- oder Brennstoffzellenantrieben. Allerdings hat Erdgas das gleiche Manko wie Erdöl: Als fossiler Brennstoff ist es nur noch begrenzt vorhanden. Forscher schätzen, dass die Erdgas-Vorräte noch in diesem Jahrhundert zur Neige gehen.

 

 

Neben der Antriebsart wird sich am Auto der Zukunft noch etwas Entscheidendes ändern: das Besitzverhältnis. Soziologen beobachten schon seit Anfang des neuen Jahrtausends, dass bei jungen Menschen, die in der Großstadt leben, das Auto zunehmend an Bedeutung verliert. Die Zeiten, in denen das Auto als Statussymbol vergöttert und nicht hinterfragt wurde, sind vorbei. Angesichts von Parkplatznot, hohen Anschaffungs- und Betriebskosten sowie Umweltaspekten können sich immer mehr Menschen ein Leben ohne eigenes Fahrzeug vorstellen. Autos werden in Zukunft immer öfter geteilt werden. Entweder unter Bekannten und Freunden, die das Prinzip der Wohngemeinschaft auf das Auto übertragen. Oder in Form von professionell organisierten Miet- und Carsharing-Modellen.

 

Quelle: WDR 2017 – Planet Wissen

15.08.2017 | 12060 Aufrufe

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