Zwar hat es Fahrt aufgenommen, das Internet der Dinge (IoT), doch gibt es durchaus Gründe, warum die Welt für das IoT noch nicht bereit ist.

 

Das Internet der Dinge ist in aller Munde, hat aber noch mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Gleichwohl müssen Unternehmen darüber nachdenken, wie die vielen vernetzten Geräte und Plattformen miteinander kommunizieren sollen. Wer hier einen Widerspruch formuliert sieht, muss bedenken, von wie unterschiedlichen Welten hier gesprochen wird. So hat erst fast 90 Jahre nach Einführung der ersten Langstreckentelefonleitung der Telefonservice weltweit 100 Millionen Nutzer erreicht. Mobiltelefone erreichten die gleiche Nutzerzahl in nur 17 Jahren. Bei der Betrachtung des weltweiten Datenvolumens fallen die Vergleiche noch eindrucksvoller aus.

Es wurde schon viel über die Explosion des Datenvolumens diskutiert, das von mobilen und vernetzten Geräten generiert wird. Der Hersteller Cisco prognostiziert, dass der globale IP-Traffic bis Ende 2016 ein Zettabyte (1.024 Exabytes) übersteigen wird. Bis 2019 wird sich der Traffic sogar auf zwei Zettabyte verdoppeln. Aber anders als bei Anwendungen mit hoher Bandbreite – wie etwa Videos – ist die größte Herausforderung beim Internet der Dinge nicht etwa das Datenvolumen, das zwischen Geräten übertragen wird; vielmehr geht es um die Menge der Kontaktaufnahmen oder Nachrichten, die zwischen verschiedenen Geräten und Anwendungen verschickt werden.

Hunderte Unternehmen entwickeln ihre eigenen IoT-Anwendungen, beispielsweise für das Connected Home – die Begeisterung ist groß, die Zusammenarbeit der Geräte hingegen noch verbesserungswürdig. Da die vernetzte Welt der Zukunft immer mehr Form annimmt, müssen wir die Herausforderung, die vom Web der komplexen Verbindungen ausgeht, lösen. Eine große Hürde: Es gibt keinen industrieübergreifenden Ansatz für standardisierte IoT-Anwendungen und Schnittstellen. Bisher vertraute man in den Anwender und dass er seine Anwendungen so betreibt, dass sie ihm den meisten Mehrwert bringen. Um das Ganze zu verdeutlichen: Momentan ist das Smartphone die wichtigste Schnittstelle für das Internet der Dinge. Aber wie soll ein Anwender Nutzen aus seinen Daten ziehen, wenn er dafür auf hunderte individueller Anwendungen zugreifen muss, die verschiedene Bereiche abdecken – etwa Fitness, Fahrzeugdiagnostik, Energieüberwachung, Heimsicherheit, Bewässerungssysteme und automatisiertes Shopping?

Und all dies zusätzlich zu den zahlreichen Geschäfts- und gewerblichen Anwendungen, die sie während der Arbeit einsetzen. Ganz schön viel Arbeit für einen Smartphone-Nutzer. Analysten von Frost and Sullivan haben darauf hingewiesen, dass die fehlende Kompatibilität zwischen Geräten und Objekten eine der schwierigsten Hürden für eine großflächige IoT-Implementierung ist. In Europa und den USA gibt es bereits einige Industriegremien, die Schritte unternehmen, um die Gerätekompatibilität zu verbessern und den Informationsfluss zwischen Geräten weltweit nahtloser zu gestalten. Ein Beispiel ist die Open Automotive Alliance, die von Autoherstellen und Technologieunternehmen ins Leben gerufen wurde. Die Partnerschaft arbeitet an einer Standardplattform für Android für die Kommunikation zwischen mobilen Endgeräten und Fahrzeugen.

Unbestritten adressiert dieses Projekt natürlich nur ein Teil des IoT-Puzzles. McKinsey hebt zudem hervor, dass die Kompatibilität zwischen IoT-Systemen entscheidend für den maximalen Mehrwert der Systeme ist. Die Organisation sagt voraus, dass die Kompatibilität für 40 Prozent des potenziellen Mehrwerts für übergreifende IoT-Anwendungen nötig ist. Dabei generieren B2B-Anwendungen fast 70 Prozent des potenziellen Mehrwerts durch Einsatz des Internets der Dinge. Der Ursprung der fehlenden Kompatibilität liegt in der Tatsache, dass Technologen und kreative Köpfe so euphorisch bei der Vorstellung des Internets der Dinge waren, dass es daraufhin keine gemeinsamen Überlegungen zu den Wünschen und Anforderungen der Anwender gab.

Die Branche muss daher eine übergreifende Anwendung entwickeln, um die Kompatibilitätshürden zu überwinden. Diese sollte den Anwendern einen Überblick über all ihre IoT-Applikationen geben und zeigen, wie sich die Anwendungen verwalten lassen. Da die Anzahl der IoT-Verbindungen stetig ansteigt, benötigen wir ein System ähnlich der Telefonzentralen, um diesen zunehmend komplexen Datenaustausch und -zugriff zu erleichtern – sei es nun die Herzfrequenz vom Fitbit Fitness Tracker zu einer App auf dem Smartphone oder eine Just-In-Time-Anwendung im Fahrzeugbau. Ähnlich wie bei den Telefonverbindungen können wir uns nicht alleine auf den Menschen verlassen, um das volle Potenzial des Internets der Dinge auszuschöpfen.

Quelle

http://www.elektronikpraxis.vogel.de/iot/industrie40/articles/508046/?cmp=nl-95

 

 

16.10.2015 | 8683 Aufrufe

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