Der internationale Automobilzulieferer Continental zeigt die vorausschauenden Fähigkeiten des elektronischen Horizonts, eHorizon. Mit der Software konnten Flottenbetreiber, die auf Scania-LKW setzen, seit 2012 laut einer Schätzung von Continental bereits über 63 Millionen Liter Diesel oder umgerechnet 86 Millionen Euro einsparen. „Im Prinzip erlaubt der eHorizon der Fahrzeugelektronik auf Basis von Kartendaten einen Blick in die Zukunft. So kann sich das Fahrzeug frühzeitig auf die kommende Strecke einstellen und aktiv den Verbrauch reduzieren“, erklärt Helmut Matschi, Mitglied des Continental-Vorstands und Leiter der Division Interior.

Continental demonstriert zusammen mit seinem Kollaborationspartner IBM und dem Location Cloud-Entwickler HERE nun eine neue Evolutionsstufe des eHorizon. Der so genannte „dynamische eHorizon“ ermöglicht durch Vernetzung mit der ortsbezogenen Cloud (Location Cloud) von HERE Echtzeit-Aktualisierungen der digitalen Karte und berücksichtigt dank Big Data und Analytics der Connected Car Cloud von IBM auch dynamische Ereignisse, wie Wetter, Unfälle oder Staus. „Mit Hilfe der Cloud macht der dynamische eHorizon die digitale Karte zu einem hochpräzisen und stets aktuellen Informationsträger, der für weitaus mehr genutzt werden kann als allein die Navigation. Damit sorgen wir in LKW und PKW für mehr Sicherheit, höhere Effizienz und erweiterten Komfort“, so Matschi. Continental stellt den dynamischen eHorizon in den Mittelpunkt seiner Innovationen zu Displays, Zugangstechnologien, Vernetzung, Infotainment oder Fahrerassistenz und Antriebsmanagement und zeigt, wie diese Komponenten und Systeme von der Vernetzung des Fahrzeugs mit der Cloud profitieren.

Fahrerassistenzsysteme oder das Verhalten der Aktuatorik wie Bremse oder Lenkung können so schon auf die kommende Verkehrssituation vorbereitet werden, bevor die Fahrzeugsensoren die Situation erfassen. „Mit dem dynamischen eHorizon schaffen wir die Basis für zahlreiche neue Anwendungen – vom vernetzten Antriebsstrang bis zum automatisierten Fahren“, erklärt Ralf Lenninger, Leiter Interior Electronics Solutions bei Continental. Meldet der dynamische eHorizon beispielsweise ein Stauende hinter einer Kurve, könnte ein automatisiertes Fahrzeug sanft die Geschwindigkeit reduzieren, anstatt erst dann eine Vollbremsung einzuleiten, wenn die Sensoren das Hindernis erkennen. „Erst mit dem dynamischen eHorizon wird hochautomatisiertes Fahren wirklich komfortabel, denn der eHorizon ergänzt die Fahrzeugsensoren als zusätzliche Informationsquelle“, so Lenninger.

Weitere interessante Anwendungsfälle bestehen in der Optimierung des Antriebsmanagements von Hybridfahrzeugen sowie der Reichweitenmaximierung von Elektrofahrzeugen. Dabei helfen sowohl das 3D-Straßenprofil von HERE als auch dynamische Informationen zur Verkehrslage oder zum Wetter auf der Strecke, die unter anderem Einfluss auf die Reichweite von Elektrofahrzeugen haben. Auch Hybridfahrzeuge können noch länger ohne Hilfe des Verbrennungsmotors fahren, wenn sie über die dynamische Verkehrsinformationen verfügen. Continental zeigt diese eHorizon-Anwendung anhand des so genannten 48 Volt Eco Drive Systems mit vorausschauendem Energiemanagement.

Damit der dynamische eHorizon Echtzeit-Aktualisierungen ermöglichen kann, nutzt er die Daten von Sensoren anderer Fahrzeuge und weiterer Quellen über das Internet. Die Kartendaten des eHorizon werden in der Location Cloud von HERE vorgehalten und als relevante Kartenausschnitte zielgerichtet und in Echtzeit für den benötigten Streckenabschnitt ins Fahrzeug übertragen. Continental liefert dabei nicht nur die Hardware und Intelligenz im Fahrzeug, sondern entwickelt auch Algorithmen, die auf der Serverseite dafür sorgen, dass Informationen aus den verschiedenen Quellen wie Fahrzeugsensoren oder kommerziellen Anbietern von Verkehrsdaten zu einem Gesamtbild auf der digitalen Karte zusammengesetzt werden. „Um die notwendigen Datenmengen zu verarbeiten und zu analysieren, setzen wir neben den hochpräzisen Karten und dynamischen Informationen von HERE auch auf die skalierbare IT-Plattform von IBM“, so Lenninger.
Allein mit der vom Lkw-Hersteller Scania inzwischen serienmäßig angebotenen vorausschauenden Geschwindigkeitsregelanlage „Scania Cruise Control with Active Prediction“ kann der eHorizon den Verbrauch um durchschnittlich drei Prozent minimieren – seit 2012 summiert sich das auf eine Einsparung von über 63 Millionen Liter Diesel, 168.000 Tonnen CO2 oder 86 Millionen Euro Kraftstoffkosten. Dabei liefert der elektronische Horizontdem Abstandsregeltempomaten allein auf Basis im LKW gespeicherter topografischer Streckendaten, der digitalen Karte von HERE und des GPS-Signals das dreidimensionale Profil der Fahrtstrecke. Damit kann dieser die Geschwindigkeit des Fahrzeugs automatisch an die vorausliegende Strecke anpassen und aktiv für geringeren Verbrauch sorgen. Die beschriebene Schätzung zur Verbrauchsreduzierung bei Scania beruht auf den Erfahrungen aus dem Feld seit der Einführung des Systems 2012 sowie von Continental und Scania durchgeführten Fahrversuchen. Zusätzlich beruht die Schätzung auf den zwischen 2012 und November 2014 verkauften Systemen. Weitere Eckdaten sind: durchschnittlich 150.000 km Laufleistung pro Lkw pro Jahr, LKW-Durchschnittsverbrauch 35 Liter Diesel auf 100 km, 2,64 kg CO2-Ausstoß pro Liter Diesel, 1,35 Euro Kosten pro Liter LKW-Diesel.
2013 haben IBM und Continental eine Kollaborationsvereinbarung angekündigt, auf deren Basis beide Unternehmen Lösungen für das vollständig vernetzte Fahrzeug für Fahrzeughersteller weltweit entwickeln. Zentraler Bestandteil der Kollaborationsvereinbarung ist die Entwicklung einer hochskalierbaren Cloud-Plattform, die es Fahrzeugherstellern ermöglicht, eine Reihe neuer, mobiler Fahrzeugdienste anzubieten. Der eHorizon ist Bestandteil dieser Kollaboration mit dem langfristigen Ziel, das vollständig vernetzte Fahrzeug zu realisieren.
27.12.2014 | 1218 Aufrufe

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