HighTech in Haushaltsgeräten gab es schon, bevor es smarte Heimsteuerungen gab. Mit ihrem Siegeszug ist aber auch die weiße Ware bereit, sich zu vernetzen. Connected Home zeigt Ihnen, was der intelligente Haushalt der Zukunft alles für Innovationen bereithält.
Schon vor etwa zehn Jahren wagten einige Hersteller von Haushaltsgeräten den Versuch, ihre Produkte mit High-Tech auszustatten. So präsentierte Bosch bereits 2004 mit Cool Media einen Kühlschrank mit eingebautem LCD-TV. Ebenfalls in diesem Jahr prophezeite Siemens die Vernetzung von Geräten über das Internet und das Handy sowie die Steuerung mittels eine Tablets und war damit seiner Zeit weit voraus.

Die Reaktion der Verbraucher war jedoch eher verhalten. Haushaltsroboter, deren erste Modelle ungefähr zur selben Zeit auf den Markt kamen, setzten sich dagegen langsam aber sicher durch und sind jetzt in vielen Variationen erhältlich. Im Zeitalter der Vernetzung sind intelligente Haushaltsgeräte nun wieder gefragt, wie einige neue Innovationen zeigen.

Zwei der größten Hersteller weißer Ware waren mit dem Thema Smart Home auf der letztjährigen IFA präsent: Samsung und Miele. Die Koreaner stellten eine vernetzte Küche vor, bei der alle Geräte über WLAN und diverse Apps steuerbar sind. Nett: Auch der Samsung Smart TV kann zum Bedienen benutzt werden. Ein Beispiel ist der Kühlschrank: Über einen eingebauten Touchscreenkönnen alle eingekauften Speisen mit ihren Haltbarkeitsdaten eingegeben werden. So ist auf dem Bildschirm und über die App auch auf Smartphone und Tablet erkennbar, ob die Produkte noch verwertbar sind. Darüber hinaus kann man sich einen Einkaufszettelzusammenstellen, der sich ebenfalls an Smartphone und Co. senden lässt.

Leider gibt es weder am Kühlschrank noch über die Smartphone-Kamera die Möglichkeit, den Barcode des Produkts zu scannen, sodass Produkte nur unter Überbegriffen wie „Eier“ oder „Geflügel“ eingeordnet werden können. Da könnte Samsung noch einmal Hand anlegen.

Bestimmte Programmierungen sind auch für alle Geräte möglich. So ist es denkbar, dass man mit einem Befehl beim Verlassen des Hauses alle Geräte abschaltet, die nicht ständig Strom benötigen, und gleichzeitig einen Staubsaugerroboter aktiviert, der die Wohnung reinigt, während man nicht zu Hause ist.

Damit dieses Szenario funktioniert, müssen allerdings auch alle Haushaltsgeräte von Samsung sein. Eine Vernetzung mit Geräten anderer Hersteller oder eine Einbindung in bestehende Smart-Home-Lösungen ist bei Samsung nicht zu erkennen. Aber das kann noch kommen, insbesondere, da die Koreaner auch Partner von QIVICON sind, das Smart Home-Angebot der Deutschen Telekom. Immerhin ist Samsung in seiner Heimat Südkorea schon deutlich weiter, ebenso der Konkurrent LG.

In Deutschland dominiert dagegen Miele auf diesem Gebiet. Schon seit 2011 bietet das Unternehmen unter dem Namen „Miele@home“ vernetzte Funktionen in seinen Geräten an. Auch hier gibt es Apps für das Smartphone.

Mit InfoControlPlus beispielsweise kann man den Status seiner Geräte abrufen. Und mitSmart-Start aktivieren sich Geräte dann, wenn der Strompreis im Smart Grid gerade am günstigsten ist. Damit das Ganze funktioniert, muss entweder ein Gateway in bereits bestehende Hausbussysteme (etwa das KNX-System von Busch-Jaeger) installiert werden, der die Befehle weitergibt. Alternativ funktioniert auch ein Kommunikationsmodul, das ein Powerline-System über das Stromnetz etabliert.

Smart Grid – Intelligenter Strom

Lange Zeit floss Strom vor allen Dingen in eine Richtung: vom Stromerzeuger, also den Kraftwerken der Energieerzeuger, zu den Verbrauchern. Doch das ändert sich jetzt. Und das muss es auch, damit dasStromnetz den Anforderungen der Zukunft gewachsen ist.

Selbst ohne Energiewende in Deutschland sind die Tage fossiler Brennstoffe und Atomkraftwerke gezählt. Doch alternative, saubere Energiequellen wie Photovoltaik oderWindkraft haben einen großen Nachteil: Wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind weht, wird kein Strom produziert. Zusätzlich stehen in Deutschland die großen Windparks im Norden, während die größten Verbraucher im Süden sind. Diese Faktoren würden ein traditionelles Stromnetz stark belasten.

Die Antwort heißt Smart Grid. In einem solchen intelligenten Energienetz würden Strompreise tageszeitabhängig schwanken, je nach Angebot und Nachfrage. Mit intelligenten Stromzählern und smarten Geräten könnte jeder Nutzer Geld sparen und gleichzeitig das Netz entlasten. Zudem müssten „Prosumer“ (Verbraucher, die gleichzeitig Strom produzieren), ihren Strom nicht erst umständlich an die Energiekonzerne verkaufen. Stattdessen könnten sie ihn sofort selbst nutzen oder anderen Verbrauchern zur Verfügung stellen. In Deutschland wird ein solches intelligentes Stromnetz im Rahmen des E-Energy-Förderprogramms zurzeit in sechs Modellregionen erprobt.

Ein Standard für alle

Neben Miele sind auch andere Hersteller wie Siemens, Bosch oder Elektrolux im europäischen Branchenverband CECED (Conseil Européen de la Construction d’appareils Domestiques) vertreten. Sie einigten sich bereits vor zehn Jahren auf einenKommunikationsstandard für Haushaltsgeräte auf KNX-Basis namens CHAIN. Allerdings war Miele lange Zeit der einzige Hersteller, der überhaupt vernetzte Geräte anbot.

Vielleicht auch deshalb überraschte Miele auf der IFA 2013 mit einer Kehrtwende bei seiner Smart-Home-Politik. Künftig sollen die Geräte nicht mehr über Powerline, sondern über den offenen Funkstandard ZigBee miteinander kommunizieren. Der Grund für den Wechsel ist QIVICON, das mit diesem Standard arbeitet.

Denn wie Samsung ist auch Miele Partner der Deutschen Telekom bei ihrer Smart-Home-Lösung. Auch von Miele soll es Anwendungen im QIVICON App Store geben. Anders als bisher bei Samsung soll bei Miele allerdings auch die Vernetzung mit anderen Geräten möglich sein. Allerdings sollen sich die externen Steuerungsmöglichkeiten auf „an“ und „aus“ beschränken. Zudem ist geplant, dass bei Geräten wie dem Herd aus Sicherheitsgründen nur Ausschalten möglich sein soll. Trotzdem eröffnen sich spannende Möglichkeiten.

Eine kommt vom Türen- und Fensterhersteller PaX, ebenfalls ein QIVICON-Partner, der unter dem Namen „PaXsmart“ an intelligenten Türen und Fenstern arbeitet, die noch 2014 erhältlich sein sollen.

Eine solche smarte Pforte könnte über QIVICON mit den entsprechenden Miele-Haushaltsgeräten so vernetzt werden, dass diese sich automatisch abschalten, sobald man das Haus verlässt. So entfällt etwa die Sorge, ob man den Herd angelassen hat – und das ganz ohne Smartphone.

Neben Samsung und Miele interessieren sich auch andere Hersteller für Smart-Home-Vernetzung. So will etwa Bosch 2014 eine vernetzte Küche zeigen.

In Harmonie verbunden

Die Vernetzung verschiedenster Haushaltsgeräte untereinander ist auch das Ziel derEEBus Initiative. Sie ist hervorgegangen aus dem Förderprogramm „EEnergy“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Primär arbeitet sie an einer Lösung, Stromverbraucher und -erzeuger intelligent zu vernetzen, um die Herausforderungen des Smart Grids zu meistern.

So könnte etwa der Kühlschrank einen Kältespeicher aufbauen, wenn die Solaranlagemeldet, dass Strom produziert wird. Dadurch würde das Stromnetz insgesamt entlastet und die produzierte Energie gleich wieder verbraucht. Als praktischer Nebeneffekt würden sich auch die Geräte untereinander vernetzen, und das über Herstellergrenzen hinweg. Wie könnte so etwas aussehen?

Um beim Beispiel des Herds und der Tür zu bleiben: Statt einfach alle Geräte auszuschalten, würde eine intelligente Tür automatisch registrieren, wenn der Herd beim Verlassen der Wohnung angelassen wurde, und sich etwa mit einer SMS auf das Smartphone melden. Ob der Herd angeschaltet bleibt oder nicht, entscheidet jeder selbst.

Um das zu erreichen, arbeitet EEBus an einer „Middleware der Universal-Übersetzer zwischen existierenden Feldbus-Systemen“. Der Nachteil daran ist, dass es sich somit wieder um kabelbasierte Informationsübertragung handelt. Eindrahtloses System wie QIVICON könnte nur indirekt – über ein Funkbus-Gateway – eingebunden werden.

Generell wäre die EEBus-Lösung eher für Hausbauer interessant, weniger für die Nachrüstung in Mietwohnungen und -häusern.

Primär geht es EEBUS aber vor allem um effiziente Energienutzung. Auch hier gibt es bereits passende Haushaltsgeräte. Diese erkennt man am „SG ready“-Zeichen. Es zeigt an, dass sich diese Geräte mit einem Smart Grid vernetzen lassen. Das heißt, dass sie sich automatisch anschalten, wenn der Strompreis im Tagesverlauf am günstigsten ist. Auch LG-Geräte mit Smart ThinQ sind schon bereit für Smart Grid. Doch es gibt sie bisher nur als Importe in Deutschland.

Das nächste Problem: Das intelligente Energienetz existiert noch nicht. Doch bis 2020 könnte das der Fall sein, denn dann müssen laut einer EU-Verordnung 80 Prozent aller Haushalte einen intelligenten Stromzähler besitzen. Schon jetzt könnten SG-ready-Geräte mit der hauseigenen Photovoltaikanlage vernetzt werden – ein Smart Grid im Kleinen.

Ein Display mit allen Infos zum brutzelnden Mahl gibt es noch nicht, aber schon jetzt beherrschen Geräte Tricks, die vor Kurzem noch Science-Fiction waren.

Auch hier ist Miele erneut Vorreiter. Voraussetzung dafür ist der Sunny Home Manager der Energiemanagement-Lösung SMA Smart Home. Noch weiter geht der Solartrockner T 8881 S EcoComfort von Miele. Dieser wird direkt an die Heizungsanlage angeschlossen, welche wiederum mit der Solarthermieanlage auf dem Dach verbunden ist. Die warme Luft für den Trockner wird dabei mithilfe eines Wärmetauschers direkt aus dem Warmwasser gewonnen. Auch bei Miele-Geschirrspülern gibt es eine „SolarSpar“-Option.

IKEA blickt in die Zukunft

Und wie sieht die „vernetzte Küche“ der Zukunft aus? Genau diese Frage stellte sich auch der schwedische Möbelriese IKEA und gab 2010 eine Studie in Auftrag, in welcher drei mögliche Szenarios für die Küche in 30 Jahren entworfen wurden.

© Hersteller LG-Haushaltsgeräte mit SmartThinQ-Technik gibt es leider bisher nur in Südkorea und den USA.

Eines davon ist eine smarte Küche, die ganz im Stil von IKEA „Skarp“ genannt wurde. Die Bedienung der Geräte erfolgt über Touchpanels im iPad-Stil, die Reinigung von Geschirr und Arbeitsflächen geschieht automatisch. Und mithilfe von Apps, intelligenten Thermostaten und Stromzählern wird Energie gespart.

20.11.2014 | 5971 Aufrufe

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