Zeigt ein Kinderauge einen weißen Fleck statt eines roten Auges bei Blitzlichtaufnahmen, kann dies ein Hinweis auf ein Retinoblastom sein, einen gefährlichen Tumor im Auge. Eine neue iPhone-App kann nun selbsttätig Handyfotos nach solchen verdächtigen Alarmsignalen durchsuchen.

Die App „White Eye Detector“ analysiert Fotos und hilft bei der Krebs-Früherkennung Foto: Apple

Die App „White Eye Detector“ wurde von Dr. Greg Hamerly und Dr. Bryan Shaw an der Baylor University in Waco im US-Bundestaat Texas entwickelt. Der Chemieprofessor Dr. Bryan Shaw hatte die Idee für die App, nachdem sein eigener Sohn an einem Retinoblastom erkrankt war.

Bei Shaws Sohn Noah (6) war im Alter von vier Monaten der Augenkrebs festgestellt worden, berichtete der Waco Tribune-Herald. Nach einer Chemo- und Strahlentherapie musste dem Baby leider trotzdem das erkrankte Auge entfernt werden. Glücklicherweise ist Noah heute wohlauf.

Nach der Diagnose untersuchte Vater Brian Shaw die Babyfotos seines Sohnes. Dabei erkannte er schon auf Fotos vom zwölften Lebenstag die Warnsignale. Anhand dieser Bilder hätte der Augenkrebs kurz nach der Geburt bemerkt werden können. So wären möglicherweise wertvolle Wochen gewonnen worden, um das Auge des kleinen Noahs zu retten.

So funktioniert die App:

Die App White Eye Detector analysiert Fotos und hilft bei der Krebs-FrüherkennungAlarm! Hier hat „White Eye Detector“ verdächtige weiße Flecken gefunden

Alarm! Hier hat „White Eye Detector“ verdächtige weiße Flecken gefunden / Foto: Apple

White Eye Detector untersucht auf dem iPhone gespeicherte Fotos nach Warnsignalen für Augenkrebs. Auffällige Kinderaugen werden von der App sofort erkannt und gemeldet. Außerdem kann die App mithilfe der Handykamera einen Augenkrebs-Schnelltest durchführen.

Die App erstellt selbst aber keine Diagnose, sondern hilft die Warnsignale frühzeitig zu erkennen. Wer von der App gewarnt wird, muss daraufhin selbst aktiv werden und schnell einen Arzt konsultieren!

Was ist ein Retinoblastom?

Der häufigste Augen-Tumor bei Kindern. Jedes 18 000. Kind hat statistisch gesehen die Anlage für diesen bösartigen Tumor in sich. Ursache sind meist unreife Netzhautzellen als Folge eines Gendefekts. Meist tritt der Tumor vor dem 5. Lebensjahr auf, rund 10 Prozent der Retinoblastome sind aber auch schon bei der Geburt nachweisbar, knapp die Hälfte dann im ersten Lebensjahr. Wird er früh genug erkannt, werden 95 Prozent der kleinen Patienten geheilt. Unbehandelt führt der Tumor zum Tod, nur in ein bis zwei Prozent der Fälle bildet er sich von alleine zurück.

Sechs Warnzeichen

Stellen Sie eines der folgenden Merkmale bei Ihrem Kind fest, sollten Sie das Tumorrisiko vom Augenarzt abklären lassen:

6 WARNZEICHEN FÜR RETINOBLASTOME

Eine weiße Pupille

Sieht man auf Blitzlichtfotos eine weiße Pupille (Leukokorie) ist das ein Alarmsignal. Eine rote Pupille ist normal – aber eine weiße, gelbe oder orange bedeutet Gefahr. Es kann sein, dass diese weiße Pupille nicht immer auf allen Bildern sichtbar ist. Trotzdem sollte man aufmerksam sein. Die weiße Pupille kann man sogar bei bestimmten Lichtverhältnissen mit bloßem Auge sehen. Dann sieht das Auge aus wie ein Katzenauge. Es schimmert weiß durch die weit geöffnete Pupille.
Aber: Nicht jede weiße Pupille muss ein Retinoblastom sein. Auch bei einem gesunden Auge kann die Pupille mal weiß aufleuchten, und zwar dann, wenn der Sehnervkopf vom Blitz genau getroffen wird. Ob es sich um ein Retinoblastom handelt kann nur der Arzt klären.

  • Kein Rote-Augen-Effekt auf Blitzlichtfotos
  • Schielen
  • Rotes, entzündetes oder geschwollenes Auge ohne Infektion
  • Veränderung der Iris-Farbe
  • Verschlechterung der Sehfähigkeit

Der einfache Augenkrebs-Test

Eltern können mit einem Blitzlichtfoto checken, ob ihr Kind gesund oder eventuell gefährdet ist. Die endgültige Diagnose kann natürlich nur ein Facharzt stellen, aber dieser Test erleichtert Eltern oft die Entscheidung, einen Termin zu vereinbaren. Und der kann Leben retten!

So geht der Test:

► Foto mit einer Digitalkamera machen. Blitzlicht einschalten, Funktion „Anti-Rote-Augen-Effekt“ ausstellen

► Das Kind frontal aus vier Metern Entfernung aufnehmen – mit Zoom auf den gesamten Kopf des Kindes

► Raum nicht hell erleuchten, damit die Pupillen des Kindes möglichst weit geöffnet sind

► Mehrere Fotos machen, auch aus unterschiedlichen Richtungen

Auswertung: Bei gesunden Augen sollte der typische Rote-Augen-Effekt entstehen. Ist dies nicht der Fall (siehe Fotos), legen Sie die Fotos einem Augenarzt vor und weisen Sie ihn auf Ihren Retinoblastom-Verdacht hin.

Kinder in unterschiedlichem Alter, aber mit dem gleichen weißen Fleck im Auge (Leukokorie), der auf ein Retinoblastom hinweist

Fotos: kinderaugenkrebsstiftung.de

Wie läuft die Behandlung ab?

Die Behandlung ist abhängig vom Stadium der Krebserkrankung, vom Alter des Kindes und ob eines oder beide Augen betroffen sind. Meistens wird der Tumor in einer OP entfernt, auch Bestrahlung, Lasertherapie oder Kälteanwendungen (Kryotherapie),Chemotherapie oder eine Kombination dieser Therapien sind möglich. Bei der Behandlung steht die Zerstörung des Tumors und damit das Leben des Patienten im Vordergrund, auch wenn dies zulasten des Sehvermögens geht und ein bzw. beide Augen bzw. Augäpfel entfernt werden müssen. An deren Stelle werden dann zunächst Implantate, später natürlich wirkende Glasaugen eingesetzt.

Eltern sollten bedenken: Je früher das Retinoblastom erkannt wird, desto eher hat eine Behandlung mittels Strahlen-, Laser-, Kyro- und/oder Chemotherapie Erfolg, bei der das Auge erhalten werden kann!

Fachliche Informationen und Bildmaterial von kinderaugenkrebsstiftung.de

26.11.2014 | 15593 Aufrufe

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