Folgt man dem Trendforscher Gabor Jánszky, wird 2025 je nach Standort komplett anders gearbeitet. Um erfolgreich zu sein und an die besten Arbeitskräfte zu kommen, werden Organisationen in der Stadt andere Strategien verfolgen müssen als solche, die in der Provinz sitzen, so Jánszky.

 

Es seien zwei große Themen – erstens Digitalisierung und Automatisierung und zweitens die Demografie –, die das Arbeiten im Jahr 2025 bestimmen werden, sagt Gabor Jánszky, der in Leipzig die Denkfabrik 2b Ahead leitet. Dass Digitalisierung und Automatisierung Wissensarbeit substituieren, wird hinlänglich besprochen: Wissensarbeit werde dasselbe Schicksal erleiden wie die körperliche Arbeit in der Vergangenheit. „Denn Handys“, sagt Jánszky, „werden 2025 so viel leisten wie heute Supercomputer – etwa der Watson von IBM, der in der Krebsdiagnostik Symptome und Muster schneller erkennen kann als ein Arzt.“ In Zukunft werde man Entscheidungen lieber diesen Geräten überlassen. Auch die selbstfahrenden Autos würden sich als noch sicherer als die menschlichen Autofahrer herausstellen.

Doch abgesehen davon werde sich der Arbeitsmarkt drehen: Im Gegensatz zu heute wird es mehr Arbeitsplätze als potenzielle Arbeitnehmer geben. Denn die Babyboomer werden dann in Pension sein und auch Einwanderer und Flüchtlinge werden die Lücke nicht schließen können, die die geburtenschwachen Jahrgänge aufgemacht haben. Bemerkenswert ist, was Jánszky daraus ableitet. Nur noch 40 Prozent der Arbeitenden werden 2025 in einem Langzeitangestelltenverhältnis stehen, 20 Prozent werden als Freelancer und 40 Prozent als Projektmitarbeiter tätig sein. Das gelte für Deutschland. Österreich werde dieser Trend mit fünf bis acht Jahren Verspätung erreichen.

So wie es im Profifußball heute Spieler-Manager gibt, werden Personenmanger künftig Toptalente scouten, ausbilden und sie mit Jobs versorgen. Schließlich werden sie (vor allem die Projektmitarbeiter) auf zehn bis 20 Arbeitgeber kommen. „Es entsteht so etwas wie Patchwork-Arbeit“, sagt Jánszky. Bei den Topleuten, sagt er, werden sich die Headhunter noch öfter melden als heute. Um die besten Leute im Team zu haben, kommen daher auf die Unternehmen höhere Such- und Lohnkosten in Kombination mit stärkerer Fluktuation zu. Daher werde es zwei große Entwicklungen geben: In den Ballungszentren werden fluide Unternehmen permanent Arbeitnehmer suchen und abstoßen. Hochqualifizierte werden der vielen Optionen wegen in den Großstädten bleiben.

Erfolgreiche Unternehmen in der Provinz werden – gewollt oder notgedrungen – zu Caring Companies werden: Sie werden in starke Bindung investieren (müssen). Dabei geht es nicht nur um die Beziehung zu den Mitarbeitern selbst, sondern auch um die Beziehung zu deren sozialem Umfeld. Was Caring bedeutet, erklärt Jánszky: „Wir reden hier nicht vom Betriebskindergarten.“ Dieser sei State of the Art. „Unternehmen kümmern sich vielmehr um die Wohnung für die Familie, sie organisieren die Schule für die Kinder und das Pflegepersonal für die Eltern.“ Diese Versorgung hat ein Ziel: Gute Arbeitskräfte sollen das Unternehmen nicht verlassen, auch wenn der Headhunter dreimal anruft.

All das führe in der Folge zu einem Corporate Life. Mit Werkswohnungen, Betriebssport- und -kulturvereinen, im Extremfall sogar zu Firmenuniversitäten. Modelle, wie sie in ähnlicher Form Josef Werndl in Steyr oder Friedrich Krupp in Essen im 19. Jahrhundert eingeführt hat. Für die Führungskräfte in den Unternehmen heißt das unabhängig von dieser Stadt-Land-Segmentierung: Hierarchien werden flacher, denn starre Strukturen bremsen die Anpassungsfähigkeit. Und ob ein Unternehmen die beste Köpfe anzieht, hängt nicht an der Personalabteilung, sondern am Netzwerk, über das die Führungskräfte verfügen, um auf gute Leute aufmerksam zu werden.

 

Quelle

http://karrierenews.diepresse.com/home/karrieretrends/4839519/Wenn-das-Unternehmen-zur-Vollpension-wird

 

 

15.10.2015 | 8290 Aufrufe

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