Von Josef Reitmayer Die Geschichte ist erfunden, hat aber viel mit der Wirklichkeit zu tun. Stellen Sie sich vor, Sie besuchen einen Weihnachtsmarkt und essen eine Schweinesteak-Semmel, kaufen einen Schoko-Nikolaus, schauen sich danach einen Kinofilm an und gehen auf die Toilette. Wieder zu Hause, machen Sie sich in der Küche einen Espresso und laden Ihr Handy an der Steckdose auf. Zum Weihnachtsurlaub fliegen Sie nach Florida, und weil Sie ein Fan von Themenparks sind und im Legoland Günzburg schon waren, besuchen Sie sowohl das Epcot Center als auch die Disney World sowie den Harry-Potter-Park in Orlando. Danach machen Sie noch einen Abstecher nachLas Vegas ins Casino Monte Carlo. Gut erholt wollen Sie sich ein neues Haus bauen, reißen aber zuvor noch ein altes Gebäude ab. Am Gartentor des Neubaus wollen Sie eine Marmorfigur aufstellen. In der Freizeit erwerben Sie noch den Pilotenschein für Privatflugzeuge.
Was sich durch die ganze Geschichte zieht: Alles in dieser Alltagsgeschichte hat mit Robotern von Kuka zu tun. Alois Buchstab erklärte zur Europäischen Woche der Robotik im Gersthofer Schulungszentrum des Roboterherstellers, wie diese Automaten in unseren Alltag eingezogen sind. Buchstab kümmert sich bei Kuka darum, wo in der Industrie überall Roboter eingesetzt werden können. „Robotik ist mehr als man denkt“ hieß sein Vortrag mit Filmchen, für den sich knapp 100 Teilnehmer interessierten. „Selbst einige Kuka-Mitarbeiter werden Anwendungen entdecken, von denen sie noch nicht wussten, dass wir sie haben“, sagte er und ging mit Beispielen ins Detail. Häufig werden Roboter dann eingesetzt, wenn es um Präzision und Wiederholgenauigkeit geht, aber auch wenn es um unangenehme und Menschen belastende Arbeiten. Kuka liefert die Roboter, die von Spezialunternehmen dann zu Anwendungen komplettiert werden.
Für die Wartung von Offshore-Windanlagen müssen Techniker mit Schiffen zu den Masten gebracht werden. Ein Roboter am Bug gleicht den Seegang von bis zu drei Metern aus, damit der Techniker von einer an der Roboterspitze angebrachten Plattform aus sicher zum Mast gelangen kann.
Fliegen In der Flugzeugindustrie werden Roboter zum Nieten oder, auf die Kuka-Plattform Omnimove montiert, zum Lackieren verwendet. Weil Omnimove auch diagonal und seitwärts fahren und sich auf der Stelle drehen kann, wird sie zum Transport von großen Flugzeugteilen in den Fabriken genutzt – ebenso in Yacht- und Schiffswerften.
Themenparks In Legoland-Parks sind Kuka-Robocoaster Fahrgeschäfte, die Achterbahnfahrten simulieren, aber die Fahrt von Fahrgästen selbst programmiert werden kann. Der Robocoaster ist das einzige vom TÜV zugelassene Fahrgeschäft auf Basis eines Industrieroboters. Weitere Robocoaster finden sich im Epcot Center, in der Disney World und im Harry-Potter-Park, wo in einer Kabine mit Rundum-Projektionsflächen das Quidditch-Spiel miterlebt werden kann.
Las Vegas Die Blueman Group tritt in ihrer aktuellen Show im Casino Monte Carlo in Las Vegas Seite an Seite mit Robotern auf.
Haus Bauschutt wird umweltfreundlich von Robotern sortiert.
Marmorstatue Figuren und Bauelemente aus Stein werden von Robotern gefräst.
Pilotenschein Bislang hat das Luftfahrt-Bundesamt nur Flugstunden auf Simulatoren für Passagierflugzeuge zugelassen. Kuka hat mit seinem Hauptaktionär Grenzebach in Hamlar bei Donauwörth und einem österreichischen Kleinflugzeughersteller einen Simulator für Privatflugzeuge entwickelt, der zertifiziert werden und somit für Flugstunden zugelassen werden kann.
Medizin Roboter helfen in der Krebsbekämpfung und bei Stent-Operationen an Herzkranzgefäßen. Zusammen mit Siemens entwickelte Kuka Systeme für das Krebsforschungszentrum Heidelberg, mit denen Patienten vor einem Protonenstrahl zur Tumorzerstörung exakt positioniert werden. Zum Einsetzen von Stents geht es um genaue Positionierung über 3-D-Röntgen, damit die Operationsbelastung geringer ist.
In der Zukunft an der Seite und Hand in Hand mit Menschen
Alois Buchstab gab noch einen Ausblick: Roboter sollen künftig Assistenten für Menschen sein, auch für Kranke, Behinderte und Alte. Außerdem können kleine Leichtbauroboter, die durch Vormachen einfach programmiert werden, in kleineren Betrieben mit Menschen zusammenarbeiten, ohne ihnen gefährlich werden zu können, weil sie eine Sicherheitssensorik haben. Was es in der Veranstaltung nicht gab, waren Staubsauger-, Rasenmäh-, Fensterputz- und Poolreinigungsroboter. Darauf hatte Buchstab zu Beginn hingewiesen. Was es aber gab, waren Roboter live in Aktion und zum Anfassen und Selbersteuern.