Fortschritte in der Robotik

Sprünge in der Computervision könnten eine neue Welle von Innovationen bringen. Financiers hoffen bereits auf eine kambrische Explosion. In derlei Phasen kann man viel Geld verdienen – und verlieren.

Mit der Entwicklung des Webbrowsers in den frühen 1990er Jahren hat die Softwarefirma Netscape den Start zu einer der grössten Entwicklungen in der Wirtschaftsgeschichte lanciert. Wohl nie zuvor sind so viele Innovationen in so kurzer Zeit passiert. Und wohl nie zuvor ist so viel Vermögen geschaffen worden. Netscape ist trotz Monopolverhalten von Microsoft noch für rund 10 Mrd. $ verkauft worden. Es folgten Google, Facebook, Amazon und andere Unternehmen, die heute fast jeder kennt.

Fortschritte in Computervision

Die Periode unmittelbar nach dem Börsengang von Netscape ist von den Auguren als kambrische Explosion bezeichnet worden. Sie beziehen sich auf die Periode in der Evolution, in der plötzlich sehr viele neuartige Lebewesen entstanden sind. Interessanterweise hört man den Begriff im Silicon Valley dieser Tage oft. Diesmal soll es sich um die Innovationen in der Robotik handeln, die eine neue Welle dramatischer Entwicklungen mit sich bringen könnten.

 

 

Die kambrische Explosion hat Evolutionsexperten lange fasziniert. In der Periode vor rund 520 Mio. Jahren sind plötzlich neue Formen von Lebewesen entstanden, die sich durch massiven Wettbewerb schnell entwickelt und diversifiziert haben. Oxford-Professor Andrew Parker hat eine Erklärung für den Evolutionsschub präsentiert. Parker argumentiert, dass die schnelle Entwicklung von Lebewesen während der kambrischen Explosion auf die «Erfindung des Auges» zurückzuführen sei. Erste Lebewesen hätten damals die Fähigkeit zum Sehen gehabt, was ihnen viele Vorteile bescherte. Sie konnten so ihre Beute erkennen und sich so schneller und gezielter ernähren. Ähnlich wie die kambrische Explosion, so ist auch die Internet-Explosion vor 20 Jahren auf die bessere Visualisierung zurückzuführen gewesen. Der Browser von Netscape kam viele Jahre nach Gründung des Internets. Bis dahin war das Internet eine unübersichtliche und schwer verstehbare Ansammlung von Informatik. Erst der Browser hat die unternehmerische Energie freigesetzt.

Ähnliches gilt nun auch für den Bereich der Robotik. Stanford-Professorin Fei-Fei Li weist auf den Zusammenhang zwischen den Fortschritten in der Computervision und der kambrischen Explosion hin. Ihr Lehrstuhl besteht primär aus der Arbeit in digitaler Visualisierung und künstlicher Intelligenz, beides Bereiche, in denen Stanford und Li global führend sind. Die Fortschritte in Computervision seien zuletzt so gross gewesen, dass man vom Beginn einer kambrischen Explosion in der Robotik sprechen kann. Wenn Roboter besser verstehen, was um sie herum passiert, sind sie laut Li noch viel nützlicher.

 

Autonomes Auto nur der Anfang

Erste Anwendungen von Computervision sind bereits verfügbar. Ein Beispiel ist die automatische Fahrerunterstützung, etwa die in Luxuswagen von Tesla und Mercedes. Auch selbstfahrende Autos werden durch bessere Computervision ermöglicht. Im Silicon Valley ist der Enthusiasmus über Fortschritte in Computervision und Robotik trotz den jüngsten Marktkorrekturen immer noch gross. Analytiker erwarten eine Welle von Innovationen.

 

 

Doch im Gespräch mit Venture-Capital-Managern wird klar, dass die Gewinner dieser Phase alles andere als einfach zu orten sind. Es werde wie üblich in solchen Phasen zu viel Euphorie und möglicherweise sogar zu einer Blase kommen, heisst es. Wer am Schluss dann als Gewinner dasteht, ist heute nicht erkennbar.

 

 

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Quelle

von Krim Delko

http://www.nzz.ch/finanzen/silicon-valley-erwartet-naechste-kambrische-explosion-1.18607264

04.09.2015 | 983 Aufrufe

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